Sparlampen alleine reichen nicht aus
Agenda-Forum: Besucher informieren sich in der Centralstation über Nachhaltigkeit, Energie- und Umweltthemen
Virtuelles Wasser? Videos, die den Fernseher mit künstlich-knisterndem Feuer zum Kamin machen, gibt es ja schon lange. Kann man sich jetzt auch Wasser ins Wohnzimmer holen? Vielleicht lieblich plätschernde Bäche, friedlich fließende Flüsse oder das beruhigende Rauschen des Mittelmeeres? Die „Lokale Agenda 21“ hatte alle Bürger zum jährlichen Forum mit dem Motto „Stark für die Zukunft - Gemeinsam Darmstadt gestalten“ in die Centralstation eingeladen.
Seit 1998 gibt es die Agenda 21 (sinngemäß: „Was im 21. Jahrhundert zu tun ist“). Jeder Darmstädter kann sich in gut 40 ökologischen, kulturellen, ökonomischen oder sozialen Projekten der Lokalen Agenda engagieren und so seine Stadt mitgestalten. Die Themen dabei reichen vom Passivhaus bis zum virtuellen Wasser.
Sozial- und Jugenddezernent Jochen Partsch, der den erkrankten Umweltdezernenten Klaus Feuchtinger vertrat, würdigte „die für die Stadtentwicklung wichtigen Impulse“ der Agenda. „Man muss kein Öko sein, um sauberes Wasser zu trinken.“ Überhaupt spielt Wasser, der Quell des Lebens, eine wichtige Rolle in der Arbeit der Agenda. Eine der Themengruppen beispielsweise befasst sich mit dem Darmbach, der aus dem Wald beim Böllenfalltor durch Woog und Herrngarten zur Kläranlage im Nordwesten der Stadt fließt. Er soll aus der Kanalisation herausgeholt werden und an möglichst vielen Stellen sichtbar fließen. „Gut für Stadtbild und Lebensqualität“, steht auf einem Plakat.
Wolfgang Korthals von der Themengruppe Wasserqualität erklärt den Begriff „Virtuelles Wasser“: Das sei das Wasser, welches rechnerisch bei der Erzeugung von Lebensmitteln verbraucht wird. „So benötigt man 1000 Liter virtuelles Wasser, um einen Liter Milch zu produzieren, 20 000 Liter für ein Kilo Rindfleisch.“ Der Experte mahnt zur nachhaltigen Nutzung der Ressource Wasser.
Nachhaltigkeit ist ein weiteres zentrales Anliegen der Agenda. Bis Donnerstag (23.) organisiert das Agenda-Büro im Vivarium ein Regenwaldprojekt, an dem gut 170 Kinder teilnehmen. „Wir wollen ihnen zeigen, was es für Kinder am Amazonas bedeutet, wenn der Regenwald dort kaputt geht, dass auch wir hier davon betroffen sind und was wir machen können, um das zu verhindern“, sagt Büroleiter Jens Bolze. Die Jugendlichen von heute seien die Erwachsenen von morgen. „Wir wollen Interesse und Bewusstsein wecken.“
Auch der Klimawandel ist ein wichtiges Thema. „Glühbirnen durch Energiesparlampen zu ersetzen, ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Helmut Wolf. Aber das reiche nicht. „Wir versuchen, die Bürger zu mobilisieren, den Druck auf die Politiker zu erhöhen. Nur so kann beispielsweise der Treibgasausstoß verringert werden.“
Das Agenda-Forum war gut besucht, zahlreiche Interessierte kamen zu den Vorträgen und an die Stände. „Ich wollte mich einfach mal informieren. Die Agenda hat ein tolles und vielfältiges Angebot“, sagt beispielsweise Sonja Deißroth, als sie von einem Info-Stand zum Thema Fluglärm und Flughafenausbau zum Stand der Naturpädagogen geht.
Die backen gerade mit einigen Kindern Kräuter-Knäckebrot. Etwa 140 Bürger engagieren sich in der Agenda. „Die sind mit ganzem Herzen dabei“, sagt Stefanie Blößer, deren Tochter schon an mehreren Aktionen für Kinder teilgenommen hat. „Aber es könnte noch viel mehr erreicht werden, wenn sich mehr Leute einbringen würden.“
ako
Quelle:
21.11.2006 Darmstädter Echo
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