MITTWOCH, 26. JULI 2006 DARMSTÄDTER ECHO

Schiffchen fürs schöne Stadtbild

Darmbachfreilegung
– Ende des Jahres beginnen vor dem Kongresszentrum die Arbeiten– Fertigstellung bis 2011

Mainz hat den Rhein, Frankfurt den Main und Heidelberg den Neckar. Die Flüsse sind es, die den Städten unverwechselbaren Charme geben. Und Darmstadt? Na ja, es hat die Modau in Eberstadt. Und damit eine Chance genutzt. Denn die kilometerlange Promenade entlang des Flüsschens gehört zum Schönsten, was der eingemeindete Stadtteil zu bieten hat. Und dann gibt es natürlich noch den Darmbach.
Mit dem allerdings gingen die Darmstädter in der Vergangenheit nicht besonders pfleglich um. Kaum regte sich städtisches Leben, diente er als Abwasserrinne. Es stank, weshalb schon im 16. Jahrhundert Teile des Baches eingedeckelt wurden, später verschwand er ganz im Kanal, zuvor allerdings noch mit seinem reinen Wasser den Großen Woog bildend, eine große Attraktion für die Stadt.
Und jetzt also, so erzählte im Herrngarten Projektleiter Ullrich Ranly vom städtischen Straßenverkehrsamt rund zwanzig interessierten Menschen beim Rundgang, soll der Darmbach – zusammen mit dem Wasser des kleineren Meiereibachs – endlich aus seinem Schattendasein heraus und ab dem Botanischen Garten offen durch die Stadt fließen. Zur Freude der Kinder, die planschen und Schiffchen fahren lassen können, zur Verschönerung und Beruhigung des Stadtbildes.

Gesammeltes Regenwasser soll Bachlauf speisen

Neu ist es für die Darmstädter nicht, dass der Darmbach ans Tageslicht zurückgeholt werden soll. Seit 2000 wird davon gesprochen. Überraschend war allerdings zu hören, dass noch Ende dieses Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden soll. Und zwar im Bereich des neuen Kongresszentrums. Weil das „Darmstadtium“ schnell Gestalt annimmt, muss auch der Bachlauf, der vor dem neuen Gebäude vorbeifließen soll, gestaltet werden. „Es wäre ja dumm, den neu geschaffenen Vorplatz in einigen Jahren wieder aufzureißen“, so der Stadtplaner.
Gebaut wird der neue Bachverlauf von dort bis zum Herrngartenteich. Weil Darmbachwasser dann noch nicht ankommt – das Stück zwischen Woog und Schloss wird erst später saniert –, fließt zuerst (im Kreislauf) Regenwasser durch das erste offene Darmbachstück. Gesammelt wird es auf den Dachflächen des Kongresszentrums, nur bei Trockenzeiten kommt aus der Leitung Trinkwasser hinzu.
Die Offenlegung des Darmbachs soll aber nicht nur für mehr Ästhetik im Stadtbild sorgen, sie hat auch ökonomische Gründe. Für die Einleitung des Darmbachs und des Meiereibachs in den Kanal muss die Stadt jährlich im Durchschnitt 2,2 Millionen Euro Abwassergebühr zahlen.
Dieses Geld wird eingespart, wenn das Wasser der beiden Flüsschen frei fließen, den Herrngartenteich speisen, später in den Sandbach und in den Rhein gelangen kann. Die Rechnung ist einfach: Da die Kosten für Bachgestaltung und Sanierung des Teichs im Herrngarten rund 9,5 Millionen Euro betragen, hat sich das Projekt in etwa fünf Jahren amortisiert.
Ein Streitpunkt gibt es allerdings, worauf Hans-Ulrich Naundorff von der IG Abwasser aufmerksam machte. Die fehlenden 2,2 Millionen Euro bei den Abwassergebühren müssen wieder herbeigeschafft werden. Und das gehe augenscheinlich nur über eine Gebührenerhöhung. Ranly schätzt, dass jeder Bürger pro Jahr etwa zehn Euro mehr für die Abwasserreinigung bezahlen muss. Und Naundorff gab zu bedenken, dass ein Stadtgestaltungsprojekt wie die Darmbachoffenlegung nicht über den Gebührenhaushalt des Abwassers finanziert werden darf.

„Projekt wird von den meisten Darmstädtern begrüßt“

Ein Einwurf, der bei den meisten Zuhörern im Herrngarten Unverständnis hervor rief. „Die im Jahre 2000 von der Lokalen Agenda 21 und damit aus der Bürgerschaft geforderte Offenlegung des Darmbachs wird von den meisten Darmstädtern begrüßt“, bekräftigte denn auch die dem Darmbachbeirat angehörende Grünen-Stadtverordnete Doris Fröhlich, die Ullrich Ranly bei seinem Vortrag unterstützte. Eigentlich wollten die beiden die Darmbachinteressierten entlang des künftigen Bachlaufs vom Herrngartenteich bis zum Botanischen Garten führen und unterwegs auf Besonderheiten aufmerksam machen. Doch der Himmel verdunkelte sich, ein kräftiger Gewitterregen zog auf und man fand gerade noch trockenen Fußes Zuflucht in der Konzertmuschel im Herrngarten.
Um das Verpasste nachzuholen, wurde für den 26. August (Samstag), 16 Uhr, ein zweiter Termin vereinbart. Treffpunkt ist wieder der Weg im Herrngarten zwischen Hochschulstraße und Karolinenplatz. Auch am 29. August (Dienstag) wird das Darmbachprojekt den Bürgern vorstellt. Versammlungsort ist um 19 Uhr der Vortragssaal im Staatsarchiv (Karolinenplatz).
Hierbei geht es vor allem um die Abschnitte am Kongresszentrum, dem Schlossgraben und im Herrngarten. Im Internet gibt es unter www.darmbach.de ausführliche Informationen zur Freilegung des Darmbachs, die laut Koalitionsvereinbarung der Partner SPD, Grüne und FDP ( 27. Juni 2006) bis 2011 realisiert werden soll.

Quelle: 26.07.2006 Darmstädter Echo